Diese Seite behandelt die häufigsten Fragestellungen und Kritikpunkte, mit dem sich das Mobilitätskonzept konfrontiert sieht und nimmt dazu Stellung.
Was ist das integrierte Mobilitäts- und Verkehrskonzept Bad Homburg 2035 (kurz: MoKo) - und was ist es nicht?
Das MoKo ist...
...eine Vertiefung des ISEK, da es dort viele Anmerkungen zum Thema Mobilität gab.
...eine Rahmenkonzeption für die Verkehrsplanung bis ins Jahr 2035.
...die verkehrliche Leitlinie für die nächsten Jahre unter besonderer Berücksichtigung der Klimaneutralität.
...eine Bestandsaufnahme und Prognose der städtischen Mobilität.
...auf ein gleichberechtigtes Nebeneinander aller Verkehrsmittel ausgerichtet.
...durch die Beteiligung vieler verschiedener Akteure auf breiter Basis entstanden.
Das MoKo ist nicht…
...eine Detailplanung von Verkehrsprojekten in Bad Homburg.
...abgeschlossen, sondern ein Teil eines Prozesses zur Anpassung an die sich verändernde Umwelt.
...ein starres Konzept. Künftige Entwicklungen, Trends und Ideen können mit aufgenommen werden.
Welche Ziele verfolgt das MoKo?
Das MoKo verfolgt eine Vielzahl von Zielen, die sich in mehreren Ebenen hierarchisch gliedern lassen.
Übergeordnete Ziele:
• Eine menschengerechte Stadt und Mobilität herstellen (vor allem mehr Fuß- und Radverkehr, bessere Aufenthaltsqualität)
• Den Klimaschutzvorgaben gerecht werden (Treibhausgasemissionen reduzieren mit Ziel der Klimaneutralität Bad Homburgs, Klimafolgenanpassung und Resilienz fördern)
• Digitalisierung und technische Neuerungen fördern (z.B. alternative Antriebe) und so Bad Homburg fit für die Zukunft machen
Verkehrsbezogene Leitziele (genaue Erklärung siehe Maßnahmenvoting oder Abschlussbericht):
• Fußverkehr stärken
• Radverkehr fördern
• Neue Mobilität fördern
• Straßenraum attraktiv gestalten
• Pendel- und Wirtschaftsverkehr effizient gestalten
• Bus und Bahn optimieren
• Mobil mit dem Auto
Welche Ergebnisse liegen vor?
• Überblick über Mobilitätsverhalten der Bürger*innen und Pendler*innen
• Verkehrsmodell
• Analyse der Stärken und Schwächen des Verkehrssystems in Bad Homburg
• Verkehrsentwicklungsszenarien und deren Auswirkungen auf die verkehrlichen CO2-Emissionen
• Leitziele für eine nachhaltige Verkehrsplanung bis 2035
• Maßnahmen zur Umsetzung der Leitziele und deren Wirkung (auf den Verkehr und die CO2-Bilanz)
• Umsetzungs- und Verstetigungskonzept
Wo sind diese Ergebnisse für alle zugänglich?
Auf dieser Webseite werden alle wichtigen Ergebnisse veröffentlicht und zum Download bereitgestellt, hier finden Sie weitere Informationen. Zusätzlich wird es eine öffentliche Abschlussveranstaltung in der zweiten Jahreshälfte 2023 geben. Dann wird zudem eine Kurzversion des MoKo mit allen wesentlichen Informationen vorliegen.
Wie ist man zu den Ergebnisse gelangt und welche Daten wurden erhoben?
• Das Mobilitätsverhalten der Bürger*innen und Pendler*innen wurde per Befragung ermittelt und analysiert
• Ein gesamtstädtisches Verkehrsmodell wurde mittels Verkehrszählungen und regionalen Verkehrsdaten berechnet
• Mithilfe der so gewonnenen Daten konnten Stärken & Schwächen des Verkehrssystems in Bad Homburg herausgearbeitet werden
• Auf Grundlage aller vorliegenden Daten wurden mehrere Entwicklungsmöglichkeiten für die Mobilität in Bad Homburg im Jahr 2035 aufgezeigt und berechnet, wie sich dadurch die Verkehrsmengen und CO2-Emissionen verändern würden
• Nach Auswertung des Beteiligungsprozess wurden Leitziele für die Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung bis zum Jahr 2035 entwickelt
• Zur Realisierung der Leitziele wiederum wurden Maßnahmen entwickelt, deren Wirkung auf den Verkehr und die CO2-Emissionen berechnet und darauf aufbauend priorisiert
• Schließlich wurde ein Konzept zur Umsetzung der Maßnahmen und zur Erfolgskontrolle zusammengestellt Parallel dazu erfolgte die Einbindung von Verwaltung, Politik und zivilgesellschaftlicher Akteure durch einen Arbeitskreis und der Menschen in Bad Homburg durch Umsetzungsgespräche, Workshops und Öffentlichkeitsarbeit (s. Abb.).
Auf welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert das Mobilitätskonzept?
Methodisch folgt das Mobilitätskonzept der SUMP-Richtlinie. Das hauptverantwortliche Büro SSP Consult hat zudem langjährige Erfahrung mit kommunalen Mobilitätskonzepten (z.B. in Heilbronn, Memmingen, Nürtingen), im betrieblichen Mobilitätsmanagement (z.B. für Bosch) sowie mit der Entwicklung von Mobilitätskonzepten für Veranstaltungen (z.B. Internationale Gartenausstellung Dortmund 2027). Die bearbeitenden Personen sind in den Arbeitsausschüssen und Arbeitskreisen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) organisiert und daher auf dem aktuellen Stand der Forschung in der Verkehrsplanung.
Die Verkehrszählung hat während des Lockdowns stattgefunden. Welche Auswirkung hat die Verkehrszählung während des Lockdowns auf die Ergebnisse des Verkehrsmodells? Sind die Ergebnisse valide?
Die kommunalen Zählwerte in Bad Homburg wurden anhand von Referenzwerten von nahegelegenen Dauerzählstellen mittels eines wissenschaftlich anerkannten Hochrechnungsverfahrens berechnet. Die Ergebnisse der Zählungen bilden daher auch die Verkehrsverhältnisse im bzw. nach dem Lockdown korrekt ab. In der darauf aufbauenden Zukunftsprognose wurde zudem eine Anpassung der Homeoffice-Quote und der Dienstreisen aufgrund von Videokonferenzen vorgenommen.
Warum wurde der Transitverkehr nur geschätzt und nicht erhoben?
Soll der Transitverkehr einer Stadt erhoben werden, so muss dies mittels einer Kennzeichenverfolgung (Kameras an allen Stadteingängen und -ausgängen und anschl. Auswertung durch Ing.-Büro) geschehen. Dies ist aufgrund des hohen Arbeitsaufwands sehr teuer und mit hohen Datenschutzauflagen verbunden. Daher, und weil aus fachlicher Sicht eine näherungsweise Ermittlung des Transitverkehrs mittels Berechnung aus der Verkehrsdatenbasis Rhein-Main (VDRM) ausreichend ist, wurde eine solche Erhebung seitens der Stadt Bad Homburg nicht beauftragt. Die VDRM beinhaltet für alle Verkehrsmittel Verkehrsverflechtungsmatrizen, welche je nach regionalem Betrachtungspunkt als Quell-, Ziel-, und Durchgangsverkehr definiert werden können und bildet somit auch den Transitverkehr für die Zwecke des MoKo ausreichend ab.
Wo können Bürger*innen die Ergebnisse des Verkehrsmodell / der Zählung nachlesen?
Die Ergebnisse der Verkehrszählung und des Verkehrsmodells sind im MoKo-Schlussbericht enthalten. Dieser wird der Öffentlichkeit nach Projektabschluss zur Verfügung gestellt.
Auf welchen Annahmen beruht der "Strommix der Zukunft", welcher den berechneten künftigen CO2-Emissionen des Verkehrs zugrunde liegt?
Der unterstellte Strommix entspricht den Vorgaben für die Zukunft des Koalitionsvertrages der aktuellen Bundesregierung. Aus der derzeitigen gutachterlichen Perspektive ist dieses Szenario mit Strom aus 100 % Erneuerbaren Energien im Jahr 2035 weiterhin das wahrscheinlichste Szenario und liegt daher der Berechnung der künftigen CO-Emissionen zugrunde. Gleichwohl wurden zum Vergleich auch noch Szenarien mit einem anderen Strommix (weniger „grün“) berechnet, um die Abhängigkeit der Emissionsbilanz vom genutzten Strom aufzuzeigen.
Welche Zielsetzung hatte die Beteiligung der Öffentlichkeit für das Mobilitätskonzept in Bad Homburg? Ist es nicht so, dass schlussendlich doch die Politik entscheidet?
Der SUMP-Prozess ist ein moderner Planungsansatz, in dem nicht mehr allein Expert*innen planen, sondern Interessenträger*innen sowie Bürger*innen einen Beitrag leisten. Sie werden über den ganzen Prozess hinweg regelmäßig einbezogen. Politik und Verwaltung brauchen den Input der Bürger*innen, denn sie können nicht alle Bedürfnisse und Probleme in Bad Homburg im Detail kennen und sind daher auf die Mithilfe der Bad Homburger*innen angewiesen. Es muss herausgefunden werden, welche Maßnahmen hier vor Ort geeignet sind, um die Mobilität in Bad Homburg zu verbessern und ein Bündel an Maßnahmen zu erhalten, welches die Mehrheit der Menschen in Bad Homburg und ihre Lebenswirklichkeit abbildet und daraus Ideen für eine zukunftsfähige Mobilität entwickelt. Die Beteiligung liefert somit Wünsche, Stimmungsbilder und Ideen, und zeigt, welche Konsequenzen bestimmte Maßnahmen für die Menschen in Bad Homburg haben. Sie ist eine Voraussetzung dafür, dass sich die Menschen mit dem aufgestellten städtischen MoKo identifizieren und an seiner Umsetzung aktiv mitwirken. Nur durch die Mitwirkung der Bürger*innen, das heißt auch, dass jeder Einzelne sein Mobilitätsverhalten hinterfragt und wo möglich verändert, kann eine nachhaltige Mobilität in Bad Homburg gelingen.
Können die Bad Homburger Klimaziele durch die Maßnahmen des Mobilitätskonzepts erreicht werden?
Die Maßnahmen des MoKo werden für sich genommen nicht zu einer klimaneutralen Mobilität in Bad Homburg führen, das liegt aber auch an verkehrlichen Entwicklungen, die die Stadt alleine nicht beeinflussen kann (z.B. weiterer Ausbau der Autobahnen im Umland, allgemeines Bevölkerungswachstum in Bad Homburg), welche aber einen Anstieg des Verkehrs wahrscheinlich machen und damit den Zielen des MoKo zuwiderlaufen. Da es im städtischen Klimaschutzkonzept gleichwohl keine festgelegten Sektorziele gibt, ist eine Erreichung der gesamtstädtischen Klimaziele unabhängig davon möglich. Dazu müssen jedoch auf gesamtstädtischer Ebene sektorenübergreifend große Anstrengungen unternommen werden. Das MoKo leistet dazu einen wichtigen Beitrag.
Warum spielt das Auto immer noch eine so große Rolle in einem modernen Mobilitätskonzept?
Das Mobilitätskonzept bzw. die darin enthaltene Haushalts- und Pendlerbefragung zeigen eindeutig die dominante Stellung der Automobilität in Bad Homburg (siehe auch MoKo Zwischenbericht):
• Der Motorisierungsgrad in Bad Homburg liegt mit 667 Pkw pro 1.000 EW weit über dem Durchschnittswert in Deutschland, der 527 Pkw pro 1.000 EW beträgt. Betrachtet man die Pkw-Quote der Befragten, wird deutlich, dass auch hier der Wert von 1,37 Pkw pro Haushalt weit über dem Bundesdurchschnitt von 1,1 Pkw pro Haushalt liegt.
• In Bad Homburg dominiert der Pkw die tägliche Verkehrsmittelwahl. 70 % der Befragten gaben an, den Pkw mindestens mehrmals in der Woche zu nutzen. Dagegen nutzen nur rund 15 % das Fahrrad täglich und weniger als 10 % der Befragten täglich die öffentlichen Verkehrsmittel.
• Die durchschnittliche Pendlerdistanz der Befragten beträgt 27 km und liegt damit deutlich höher als der Bundesdurchschnitt von 16,8 km. Darüber hinaus wurden die Befragten nach dem täglichen Pendlerweg im Idealfall gefragt. Durchschnittlich beträgt der Arbeitsweg im idealen Fall 34 min, wobei MIV-Nutzer im Schnitt 33,1 min fahren, ÖV-Nutzer 45,5 min. Demgegenüber beträgt die durchschnittliche Fahrzeit in Deutschland 20 min. Die Kriterien Zeit und Schnelligkeit sind entscheidend bei der Verkehrsmittelwahl. Auch ist die Flexibilität ein wichtiger Faktor, sowie die Bequemlichkeit und die Kosten.
• 78 % der Pendlerinnen und Pendler geben an, dass sie auf ihr eigenes Auto nicht verzichten würden. Es herrscht ein deutliches Meinungsbild unter den Befragten, dass Verkehrsmittel wie Fahrrad, E-Bike, E-Scooter sowie Mitfahrmöglichkeiten keine Alternative zum eigenen Pkw für ihre Pendlerwege darstellen.
Dieser Realität muss auch das MoKo Rechnung tragen und daher müssen auch die Interessen des Autoverkehrs berücksichtigt werden. Gleichwohl ist es das Ziel des MoKo, durch die Förderung nachhaltiger und klimaverträglicher Formen städtischer Mobilität langfristige Verhaltensänderungen herbeizuführen und daher hat ein überwiegender Teil der Maßnahmen im MoKo nicht das Automobil im Fokus.
Darüber hinaus ist das MoKo als Rahmenkonzept zwangsläufig ein Kompromiss aus verschiedenen Anforderungen und sich daraus ergebenden Zielkonflikten (z.B. ökologische vs. ökonomische Interessen, mehr Radverkehr vs. Erreichbarkeit mit dem Auto gewährleisten).
Stimmt es, dass die Umsetzung des Konzepts zu einer Steigerung des Kfz-Verkehrs in Bad Homburg führt?
Nicht die Umsetzung des Konzepts führt zu mehr Verkehr, vielmehr ist unsere Grundlage ein präzises Verkehrsmodell, dass per se schon mehr Verkehr prognostiziert; das MoKo liefert Strategien, mit diesem Mehrverkehr umzugehen und ist nicht der Grund dafür.
Warum gibt es so wenige Maßnahmen zur Verbesserung des Busverkehrs?
Maßnahmen zur Verbesserung des Busverkehrs sind im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zum MoKo mit in die Maßnahmenliste aufgenommen worden. Gleichwohl wird der Busverkehr sowohl von den Fachbüros als auch den Befragten nicht als wesentlich verbesserungsbedürftig eingeschätzt (im Vergleich mit den anderen Verkehrsmitteln) und daher gibt es vergleichsweise wenige rein den Busverkehr betreffende Maßnahmen. Diese zielen dann auch weniger auf eine komplette Neuausrichtung des Busnetzes als vielmehr eine Optimierung im Bestand.